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Landschaftspflege - Biotopschutz Drucken

Die offene Landschaft an der Südabdachung des Thüringer Waldes entstand einst durch Rodungen zur Gewinnung von Mahd- und Weideflächen in der Nähe der ersten Siedlungskerne. Alte Lesesteinhaufen, Reste von Trockenmauern sowie der Verlauf ehemaliger Bewässerungsgräben sind als Erhebungen und Geländelinien in verschiedenen Tälern noch heute zu sehen.
In der modernen Zeit ist eine Nutzung der Wiesen unter rein wirtschaftlichen nicht mehr effektiv. Ohne Zutun des Menschen würde der Wald jedoch in kürzester Frist zurückkehren.
Bei Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung geht die Pflegepflicht für die so entstandenen Biotopflächen auf die öffentliche Hand, d. h. den Landkreis oder die kreisfreie Stadt, über.

Daher wurden für die wertvollen Flächen Pflege- und Bewirtschaftungspläne erarbeitet, welche auf die individuellen Ansprüche der Arten und Lebensgemeinschaften des jeweiligen Landschaftsraumes abgestimmt wurden.
Durch Umsetzung der Maßnahmen und Anpassung an die Entwicklung der Flächen und der umgebenden Landschaft soll die Erhaltung dieser Lebensräume gesichert werden.
Seit 1992 wird im Rahmen des Vertragsnaturschutzes und der naturschutzgerechten Landwirtschaft eine regelmäßige Pflege im überwiegenden Teil des siedlungsfernen Offenlandes durchgeführt. In Abhängigkeit vom Biotopprofil und der Geländebeschaffenheit kommen dabei verschiedene Bewirtschaftungsvarianten zum Tragen.

Bewirtschaftungsmodus  Maßnahmen
Einsatzgebiet
Mahd  Großtechnik  eben bis mäßig steil, überwiegend trocken 
Spezialtechnik (niedriger Fahrzeugschwerpunkt,
großer Radabstand, Zwillings- oder Ballonreifen
Steilflächen, Feuchtflächen 
Gebirgsmäher   mosaikartig verzahnte Biotop, schwer
zugängliche Flächen, kleinteilige Spezialpflege
Motorsense 
Mulchen  Technik analog Mahd, Abmähen mit
gleichzeitigem zerkleinern des Mulchgutes,
dieses verbleibt auf der Fläche
analog Mahd, Mulchen wird oft aus Kostengründen
eingesetzt, um die Flächen vor der Verbuschung
zu bewahren
Beweidung  Rinder möglichst große, mäßig steile und überwiegend
trockene Flächen, als Dauer- oder Umtriebsweide
Schafe (günstig im Verbund mit Ziegen)  überwiegend trockene, auch teilweise
verbuschte Flächen
Pferde
Pflege von Feuchtstandorten möglich 

 

Die Finanzierung der Landschaftspflege stützt sich im Wesentlichen auf drei Säulen: 

Maßnahmeträger  Bezeichnung  Maßnahmen Suhl
Kommune  Vertragsnaturschutz UNB  Flächenpflege Mahd, Objektpflege, Gehölzentnahme, Artenschutz
Land Thüringen  NALAP (Förderprogramm Naturschutz und Landschaftspflege)  Flächenpflege Mahd, Objektpflege, Gehölzentnahme, Artenschutz
 EU + Land Thüringen
KULAP (Programm zur Förderung von umweltgerechter Landwirtschaft, Erhaltung der Kulturlandschaft, Naturschutz und Landschaftspflege in Thüringen), Teil C  Flächenpflege Mahd und Beweidung

 

pfeil kommunaler Vertragsnaturschutz

Der kommunale Vertragsnaturschutz umfasst meist die Pflege „schwieriger“, d. h. mit hohem personellen Aufwand zu pflegender Flächen. Die meisten Maßnahmen werden über den zweiten Arbeitsmarkt realisiert, da die Maßnahmen für Landschaftspflegefirmen oder Landwirte technisch nicht realisierbar oder zu kostenintensiv sind.

Der Einsatz kommunaler Mittel entwickelte sich in den Jahren 1997 bis 2006 wie in nachstehender Tabelle dargestellt. Der Betrag sagt nur in der Übersicht etwas über die finanzielle Ausstattung im Bereich Landschaftspflege aus, da aus derselben Haushaltsstelle auch Artenschutzmaßnahmen, Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Infotafeln) Geotopmaßnahmen u. ä. finanziert werden.

Jahr  Haushalt Landschaftspflege/
Naturschutz, gesamt in € (*)
Ausgaben für
Landschaftspflege in €
1997
14.250  5.290 
1998  17.500  8.445 
1999  22.000  10.995 
2000  20.000  8.590 
2001  20.000  16.180 
2002  20.000  14.720 
2003  19.000  10.300 
2004  15.500  10.675 
2005  14.000 4.950 
2006  14.000  4.700 
2007  10.800  7.100 

 

(*) ohne Haushaltsstellen für Gutachten, Bergbauwanderwege, Öffentliche Bekanntmachungen u. a.

In den Jahren 2004 bis 2007 wurden mit den gesamtverfügbaren kommunalen Mitteln folgende Maßnahmen im Themenbereich Landschaftspflege / Artenschutz / Geotope / Thematische Wanderwege durchgeführt:

Jahr  Gebiet/Thema (*) Maßnahme 
2005  ortsnahe Vesserwiesen  Mahd 
  Königswasser, Hartmannswiese, Rimbachbrunnenwiesen,
Schusterwiese, Emilsruh, Keilswiese, Mühlwasser, Herrengarten,
Schwarzwasser, Suhler Schweiz, Mörderei
Mahd 
  Steinbruch Vorderer Bocksberg  Freistellung 
  Plattensteinbruch Goldlauterer Berg  Freistellung, Sicherung 
  Tiertransport  Schafbeweidung 
  oberes Vessertal  Entnahme Fichten 
  GLB Dürre Lauter, Mühlwasser, Königswasser  Infotafeln 
  Bergbauwanderweg Ringberg  Infotafeln 
  Aufsteller
für Infotafeln 
2006  ortsnahe Vesserwiesen  Mahd 
  Keilswiese, Mühlwasser, Schwarzwasser, Suhler Schweiz,Mörderei, Hirtenwiese, Kelberswiese,  Schopfe, Emilsruh, Storchswieschen
Mahd 
  Mörderei, Fuhrmannsrain, Dreisbachtal, Mühlwasser, Hirtenwiese, Goldlauterer Berg, Streinrain  Gehölzentnahme 
  Dürre Lauter  Gehölzentnahme
  Suhler Schweiz Gehölzentnahme
  Steinbruch Vorderer Bocksberg  Sicherung 
  Altenfeld  Freistellung 
  GLB Dürre Lauter, Mühlwasser, Königswasser  Aufstellen Infotafeln 
  Hohlwege an der Steinsburg  Infotafeln + Aufstellen 
  Tiertransport  Schafbeweidung 
  Herrengarten  Baumschnitt 
2007  ortsnahe Vesserwiesen  Mahd 
  Mühlwasser, Königswasser, Schwarzwasser, Suhler Schweiz, Hirtenwiese,
Kelberswiese, Schopfe
Mahd 
  Kalte Steina, Dickenbusch, Schusterwiese, Fuhrmannsrod  Mulchen 
  Dürre Lauter, Suhler Schweiz, Mühlwasser, Ruppbachtal  Gehölzentnahme 
  Windbruch Biotopflächen Aufarbeitung 
  Altenfeld  Freistellung 
  GLB Dürre Lauter, Mühlwasser, Königswasser  Aufstellen Infotafeln 
  Bergbauwanderweg Domberg, Thematischer Wanderweg Steinsburg  Instandsetzung nach Windbruch 
  Tiertransport  Schafbeweidung 
  Herrengarten  Baumschnitt, Verbissschutz

(*) ohne Artenschutzschutzmaßnahmen

 

pfeil Landes-Vertragsnaturschutz (NALAP)

Mit Mitteln des NALAP-Förderprogramms werden überwiegend Maßnahmen der Landschaftspflege in überregionalen Schutzgebieten gefördert. Die Verträge können mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren abgeschlossen werden. Vertragsnehmer sind in der Regel Landschaftspflegebetriebe, die über Spezialtechnik verfügen. Im Einzelfall können auch Vereine, Arbeitsförderungsgesellschaften oder Privatpersonen als Partner eintreten.
Einzelmaßnahmen bzw. Maßnahmen des Artenschutzes können im Rahmen von Projekten unterstützt werden. Hier ist in der Regel ein finanzieller Eigenanteil vom Projektträger zu erbringen.
Die Untere Naturschutzbehörde berät die Vertragnehmer, bereitet die Vertragsunterlagen vor und führt die Kontrolle vor Ort durch.

Auch die Mittel aus dem Landeshaushalt wurden in den vergangenen Jahren stetig gekürzt, hier bewerben sich alle Landkreise und kreisfreien Städte Thüringens um Zuteilung. Nach wie vor ist das NALAP-Programm jedoch eine unverzichtbare Säule der Landschaftspflege, da nicht alle großräumigen Biotopflächen durch Beweidung zu erhalten sind bzw. eine Mahd zur Heugewinnung nicht wirtschaftlich ist. Flächen, welche aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Wertigkeit, schwieriger Geländeverhältnisse, eingeschränkter Zugänglichkeit oder kleinteiliger Strukturierung eine differenzierte und flexible Pflege erfordern, werden in der Regel durch den Vertragsnaturschutz gepflegt.

 

Beispielhaft ist nachfolgend die Vertragssituation 2006 dargestellt:

Vertrags-Nr. (SHL)  Gebiet  Maßnahme  Laufzeit 
092-03  Lange Lauter + Rodwiesen  Mahd  2003-2007 
113-03, 114-03  Pochwerksgrund  Mahd  2003-2007 
115-03, 116-03  Ramseltal  Mahd  2003-2007 
117-03, 118-03  Fleischwiese  Mahd  2003-2007 
119-03  mittleres Königswasser  Mahd  2003-2007 
121-03  Schwarzmilchsrod  Mulchen  2003-2007 
122-03  Zwischenmoor  Mahd  2003-2007 
143-03  Konradsrod  Mahd  2004-2008 
144-04  Goldlauterer Berg  Mulchen  2004-2008 
154-04  Lange Lauter, Pechgrund  Mahd  2004-2008 
156-04  Lautenbachtal, Talgrund  Mahd  2004-2008 
162-04  Lange Lauter, Taleingang  Mahd  2004-2008 
172-05  Schwedenwiese, Kollapswiese  Mahd  2005-2009 
175-05  Lautenbachtal, Hellerswiesen  Mahd  2005-2009 
180-06  Herrengarten  Mahd  2006-2010 
181-06  Lange Lauter, Dickenbusch  Mulchen  2006 
182-06  Untere Kalte Steina  Mulchen  2006 
184-06  Hartmannswiese (Tierpark)  Mulchen  2006 
185-06
Schusterwiese, oben
Mulchen
2006 
186-06  Schusterwiese, unten  Mahd  2006-2010 
187-06  Rimbachbrunnenwiesen  Mulchen  2006 
188-06  Unterer Streitrain  Mulchen  2006 
189-06  Ruppbach, Orchideenflächen  Mahd  2006-2010 
190-06  Heidelbeerplateau  Mulchen  2006 
191-06  Neue Wiese  Mulchen  2006 
192-06  Ruppbach, untere Wiese  Mulchen  2006 
193-06  Herrengarten  Pflanzung Obstgehölze  2006 
196-06  Teuschelsbrunnen  Mulchen  2006 

Bezogen auf den jährlichen Neuabschluss ist die Entwicklung des Landesvertragsnaturschutzes durch ein recht lebhaftes Auf und Ab gekennzeichnet. Das in der nachstehenden Tabelle ersichtliche erste Fördertief im Jahr 2000 ist der Einführung des landwirtschaftlichen Förderprogramms KULAP (siehe unten) und damit dem Übergang vieler Flächen in die landwirtschaftliche Förderung geschuldet.

Die Erholung 2003 resultiert aus einer Neustrukturierung der NALAP-Förderung.
Seitdem ist ein Einpegeln auf einem mittleren Niveau mit tendenziellem Rückgang zu verzeichnen.

Jahr  Verträge 1 Jahr  Verträge 3 Jahre  Verträge 5 Jahre  Gesamt € 
1997  5.415,00 ---  12.403,00  17.818,00 
1998  4.889,00  ---  ---  4.889,00 
1999  8.159,00  14.775,00  2.090,00  25.024,00 
2000
5.536,00  ---  ---  5.536,00 
2001  3.555,00  ---
---  3.555,00 
2002  3.518,00  ---  ---  3.518,00 
2003  15.872,00  ---  53.403,00  69.275,00 
2004  6.381,00  ---  31.602,00  37.983,00 
2005  6.662,00  ---  722,00  7.384,00 
2006  3.934,00  ---  15.365,00  19.319,00 
2007  ---  ---  4.945,00  4.945,00 
         
Gesamt  55.721,00  14.775,00  120.550,00  191.046,00 


pfeilFörderung der Landschaftspflege in der Landwirtschaft (KULAP)

Um die Landschaftsstruktur, die Artenvielfalt und das Landschaftsbild zu erhalten und zu verbessern, wurde im Jahr 2000 das Förderprogramm KULAP „Programm zur Förderung von umweltgerechter Landwirtschaft, Erhaltung der Kulturlandschaft, Naturschutz und Landschaftspflege in Thüringen“ eingeführt. Das Programm hat eine Laufzeit bis zum Jahr 2007 und soll im Folgejahr in angepasster Form fortgeführt werden.

Im Programmteil C erhalten Landwirte einen Bonus für die umweltgerechte Bewirtschaftung von Grünlandflächen, Streuobstwiesen oder Teichlandschaften. Dafür muss der Landwirt in Abhängigkeit von der speziellen Wirtschaftfläche und von der Bewirtschaftungsart verschiedene Auflagen und Vorgaben einhalten.

Einflussfaktoren

 

Abb.: Artenvielfalt im Grünland - Management durch Landwirtschaft (Institut für Agrarökologie und Biodiversität Mannheim, R. Oppermann)

In der Stadt Suhl kommt der Offenhaltung und Erhaltung der Bergwiesen, Feuchtwiesen und extensiven Grünlandbereiche des Unterlandes durch geförderte landwirtschaftliche Nutzung eine sehr große Bedeutung zu. Der überwiegende Teil des Offenlandes wird im Rahmen der landwirtschaftlichen Förderung bearbeitet und gepflegt. Obwohl in Suhl selbst kein größerer rein landwirtschaftlich orientierter Betrieb zu Hause ist, sind im Stadtgebiet verschiedenen Partner aus umliegenden Regionen tätig:

 4 Schäfereien aus Bedheim, Rohr, Geisenhöhn und Unterspießheim bei Würzburg, letztere eine der wenigen heute noch tätigen Wanderschäfereien

3 Reiterhöfe, davon einer aus Suhl, die anderen beiden aus Breitenbach und Unterpörlitz bei Ilmenau

2 Rinderzucht- und –mastbetriebe aus Bermbach und Schleusinger-Neundorf

1 Landschaftspflegebetrieb (Weidemanagement Rinder, Pferde, Schafe) aus Crawinkel

1 Ökohof aus Suhl

Pferde - Vesser

 In Abhängigkeit von der Geländebeschaffenheit und der Artenausstattung müssen die Bewirtschaftungsformen festgelegt werden. Im Ruppbachtal bei Vesser wird z. B. eine Beweidung mit Pferden auf empfindlichen Feuchtstandorten durchgeführt. (Foto: RUA, A. Bache)

 

Zur Darstellung der Relationen und Mittelaufwendungen für die Flächenbewirtschaftung Naturschutz wird hier beispielhaft eine detaillierte Aufschlüsselung für den Bereich Vesser (Stand Dezember 2006) vorgestellt. Später ist für das gesamte Stadtgebiet eine solche Erhebung vorgesehen.

Gesamtfläche Landschaftspflege
(Bewirtschaftung Ortsteil Suhl-Vesser)
154,88 ha 

= 100 %

   
KULAP  111,00 ha  = 71,67 % 
Vertragsnaturschutz  43,88 ha  = 28,33% 
     
davon     
Mahd  98,02 ha  = 63,29 %
Weide  46,88 ha  = 30,27 % 
Mulchen  7,98 ha  = 5,15 % 
Gehölzpflege  2,00 ha  = 1,29 % 

In der Gemarkung Vesser ist der Anteil von Vertragsnaturschutzflächen gegenüber dem übrigen Suhler Stadtgebiet überdurchschnittlich hoch, da sich hier hochwertigste Biotopflächen auf ertragsschwachen Böden finden.

pfeil Ehrenamtliche Arbeit der Vereine

In unserer Stadt sind im Naturschutz besonders die Ortsgruppe des Naturschutzbundes Deutschland e. V. (Nabu) und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e. V. (SGDW) aktiv.

Erstere engagieren sich seit Jahren bei der Pflege und Erhaltung der Streuobstbestände im Herrengarten bei Dietzhausen und führen regelmäßig Gehölzentnahmen auf Biotopflächen durch. Mit Hilfe der SGDW konnte im Jahr 2006 ein Projekt zur Freistellung und zum Schutz des Fichtenkopfmoores realisiert werden.

 

 
© 2010 Stadt Suhl