 Der Suhler Stadtrat hat in der vergangenen Woche einen Grundsatzbeschluss gefasst, der den Weg für konkretisierende Fusionsgespräche ebnet. Oberbürgermeister André Knapp sieht zum derzeitigen Zeitpunkt die gemeinsame Entwicklung der Stadt Suhl und des Landkreises Schmalkalden-Meiningens durch die aktuelle Art der Gesprächsführung unter den Partnern stark gefährdet.
Herr Staatssekretär Uwe Höhn äußert in dem
Artikel „Suhl braucht einen Befreiungsschlag" (26.03.2019, „Freies Wort") seine
Bedenken, über die Möglichkeit der Umsetzung einer Einkreisung der Stadt Suhl
nur unter der Bedingung, dass die dauerhafte Leistungsfähigkeit der Stadt auch
für die Zukunft gewährleistet ist. Die Erreichung der dauerhaften
Leistungsfähigkeit ist von Anfang an das erklärte Ziel vom Suhler Stadtrat und
Oberbürgermeister André Knapp für die Fusionsgespräche gewesen.
Dem trug auch Ministerpräsident Bodo Ramelow Rechnung als er zum Neujahrsempfang der Linken die dauerhafte Leistungsfähigkeit
als oberstes Ziel eines Einkreisungsprozesses anerkannte.
Diese widersprüchlichen Aussagen aus der Landesregierung verwirren nicht nur
enorm, sondern lassen auch die Frage offen, welches Spiel seitens der
Landesregierung gegenüber der Stadt Suhl gespielt wird. Als Grundlage für
Gespräche auf Augenhöhe sind die Äußerungen der beiden Verhandlungspartner aus
den vergangenen Tagen wenig hilfreich. Wie sich gezeigt hat, sind sie eher dazu
geeignet, alte Ressentiments wieder aufleben zu lassen. „Ich halte es auch für
bedenklich, wenn der Vermittler selbst einseitige Positionen im Vorfeld des
Vermittlungsgespräches bezieht" so André Knapp.
Dass in der Kürze der Zeit keine
abschließende Bewertung aller eventuellen Folgen einer möglichen Einkreisung
möglich ist, war allen Beteiligten von Beginn der Gespräche an bewusst. Die
Stadt Suhl hat daher all ihre Berechnungen unter die Annahme der vollständigen
Abgabe aller kreislichen Aufgaben an den Landkreis gestellt, um ein Bild über
die maximal erzielbaren Effekte der Einkreisung zu gewinnen.
Ob die kreislichen Aufgaben jedoch alle
abgegeben werden oder nicht, obliegt nach wie vor der Entscheidung des Suhler
Stadtrates bzw. des sich anschließenden Bürgerentscheids. Der von
Staatssekretär Höhn selbst immer wieder vorgeschlagene Status der Großen
Kreisstadt setzt jedoch schon voraus, dass einzelne kreisliche Aufgaben durch
die Stadt Suhl auch weiterhin vor Ort selbst erfüllt werden. Dass der
Staatssekretär aber nun selbst die komplette Aufgabe aller kreislichen Aufgaben
der Stadt Suhl fordert, steht im Widerspruch zu seinen Vorschlägen zum Status
der Großen Kreisstadt Suhl und zu den bislang geführten Gesprächen.
„Uns ist bewusst, dass wir uns über die Ergebnisse der Berechnung der
Einkreisungseffekte noch lange werden streiten können. Der Suhler Stadtrat und
ich sehen diese Diskussion jedoch nicht als zielführend an und schlagen dem
Land daher folgende Lösung vor:
Die Landesregierung prognostiziert der Stadt Suhl, aus den Effekten der
Einkreisung eine freie Finanzspitze von 6,3 Millionen Euro aus eigener Kraft zu
erreichen. Dieses Geld stünde der Stadt Suhl dann für dringend benötigte
Investitionen in Infrastruktur zur Verfügung. Wenn das Land nun an seine
eigenen Berechnungen ernsthaft glaubt, muss der Freistaat Thüringen künftig
keinen Euro in die Hand nehmen, um der Stadt Suhl die erwarteten 3 Millionen
Euro freie Finanzspitze zu garantieren. Insofern widerspreche ich vehement der
Darstellung, dass es sich hierbei um eine „dreiste" Forderung der Stadt Suhl
handelt, als viel mehr dem Wunsch nach Besicherung der getätigten Prognosen
durch das Land.
Der Suhler Stadtrat hat mir mit seinem
Beschluss vom 20.03.2019 einen klaren Verhandlungsauftrag erteilt. Die Stadt
Suhl steht für Verhandlungsgespräche bereit. Von unserer Seite sind alle
Voraussetzungen geschaffen. Nun ist es am Landkreis und an der
Landesregierung als dritten Verhandlungspartner, ihre Verhandlungsbereitschaft
zu erklären" so André Kapp.
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