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Johann Wendel Drucken
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 Johann Wendel
 Rektor und Chronist

Im Jahre 1600 schrieb Johann Wendel sein lateinisches Gedicht "De laudibus Sulae" (Gepriesenes Suhl). Dieses Gedicht, anläßlich des Beginns des neuen Jahrhunderts geschrieben, ist ein Loblied auf Suhl, welches zu dem Zeitpunkt seine größte Blüte erlebte.
Es ist anzunehmen, daß der damals 37jährige Wendel mit diesen Zeilen nicht übertrieben hat. Die Suhler Waffenfabrikanten beherrschten den gesamten europäischen Markt, der Weinhandel hatte hier eine Blütezeit, so daß der Wein in den Häusern ein "tägliches" Getränk war. Nach Wendel galt zu der Zeit in der Umgebung die Redensart: "In Suhl ist's gut wohnen, denn da bleibt die Kehle nicht trocken". Er lobte allerdings auch die Tüchtigkeit der Bürger unserer Stadt und die daraus resultierende Berechtigung für gutes Essen und Trinken.
In dieser Zeit "floß aber nicht nur Honig und Wein", sondern es wurden hier Menschen für einen Diebstahl bzw. Ehebruch enthauptet. Es begann die Zeit der schrecklichen Hexenprozesse (der erste Prozeß in Suhl war 1603). Die verheerenden Zerstörungen durch die Kroaten standen unserer Stadt noch bevor.
Mit dem Loblied über seine Heimatstadt hinterließ uns Wendel ein ausführliches Geschichtsdokument. So erfahren wir u.a., daß Suhl zu dem Zeitpunkt ein Hospital für einheimische arme und alte Personen, ein Krankenhaus mit zwei Abteilungen (für gewöhnliche Kranke und Leprakranke) und eine Herberge zur unentgeltlichen Aufnahme armer durch­ reisender Fremder besaß.
Unter den Stürmen und Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges geriet das Gedicht in Vergessenheit, zumal es in lateinischer Sprache geschrieben war. Dem Leipziger Professor Johann Georg Eck, ein geborener Hinternaher und Zögling des Schleusinger Gymnasiums, ist es zu danken, daß dieses Dokument erhalten blieb. Er gab eine korrekte Ausgabe im Jahre 1777 zur Feier des 200jährigen Bestehens des Schleusinger Gymnasiums heraus. Sein Biograph Eck sagte damals von Wendel " ..... , daß er trotz seines geringen Einkommens nicht das Beispiel anderer nachmachen wollte, die, kaum in ein Schulamt berufen, sofort daran denken, ein geistliches Amt zu erhaschen, um ein bequemeres und behaglicheres Leben führen zu können ..... ". Eine solche Entscheidung hätte man ihm nicht verübeln können, denn immerhin hatte Wendel seine Frau und neun Kinder zu ernähren.
Über den Dichter sind uns weiterhin folgende Lebensdaten bekannt: Geboren wurde er am 04. April 1563 in Suhl. Seine Bildung erhielt er durch den damaligen Rektor Nicolaus Funck. Im neunzehnten Lebensjahr begann er ein Studium der Theologie an der Universität zu Wittenberg, die damals eine der bekanntesten Bildungsstätten war. Als seine Eltern das Studium nicht länger finanzieren konnten, kehrte er im Jahre 1588 in seine Vaterstadt zurück. Über die Tätigkeit eines Cantors (Lehrer) wurde er schon 1591 Rektor. Unter seiner Leitung erreichte die lateinische Schule in Suhl einen hohen Bildungsstand.
Nach 19jähriger fruchtbarer Tätigkeit erlag Johann Wendel am 03. Dezember 1608 einer Lungenentzündung. In seiner Leichenpredigt würdigte sein Studienfreund, der Superintendent Joachim Zehner aus Schleusingen die Leistungen des Lehrers und Historikers Wendel und erklärte u.a. " ..... die Suhler Schule sei neben der Landesschule die beste von allen Schulen der fürstlichen Grafschaft Henneberg".

 
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